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Ein Blick auf die Unfallstatistik der Berufsgenossenschaften zeigt, dass es beim Arbeitsschutz auf Baustellen immer noch viel zu tun gibt. Die Statistik „Arbeitsunfallgeschehen 2019“ verzeichnet für den Wirtschaftszweig Baugewerbe/Bau Zahlenwerte von 57,2 Arbeitsunfällen pro 1000 Vollbeschäftigte und 30,2 tödlichen Unfällen je 1 Mio. Vollbeschäftigte.[1] In keinem anderen erfassten Wirtschaftszweig sind die Zahlen so hoch. Lesen Sie hier, worauf es bei der Arbeitssicherheit auf einer Baustelle ankommt.

Wieso ist Arbeitsschutz gerade auf Baustellen wichtig?

Die vergleichsweise hohen Unfallzahlen bei der Arbeit auf Baustellen lassen deutlich erkennen, dass mit diesen Tätigkeiten viele Gefahren verbunden sind. Aus der Wahrscheinlichkeit, mit der diese Gefahren zu Unfällen führen, und daraus, wie schwerwiegend die Folgen sind, ergibt sich das Risiko, dem die Beschäftigten ausgesetzt sind.

Gefahren auf Baustellen

Gefahren sind immer in irgendeiner Weise mit Energie verbunden, die auf Menschen einwirken kann. Auf Baustellen müssen Sie mit folgenden Energieformen rechnen:

  • Bewegungsenergie von Baumaschinen und angetriebenen Werkzeugen
  • Bewegungsenergie von Baumaterialien und Handwerkzeugen
  • Bewegungsenergie tätiger Menschen
  • Antriebsenergie (elektrische Spannung, Druck pneumatischer und hydraulischer Anlagen)
  • Lageenergie (Wirkung der Schwerkraft)
  • Wärme (Schweißarbeiten, erhitzte Baustoffe)
  • chemisch gebundene Energie (Gefahrstoffe)

Im Normalfall wird die Energie unter Kontrolle gehalten und beherrscht. Dafür gelten jede Menge Arbeitsschutzregeln. Wer dagegen verstößt, lebt riskant.

Typische Risiken auf Baustellen

Die Wahrscheinlichkeit von Arbeitsunfällen geht einher mit der Wahrscheinlichkeit, gegen den Arbeitsschutz auf Baustellen zu verstoßen. Allerdings führt bei weitem nicht jeder Verstoß zum Unfall. Sie kennen bestimmt das Lied: "...tausendmal ist nichts passiert...". Daraus resultiert das Hauptrisiko. Je öfter etwas gerade noch gutgegangen ist, je unvorsichtiger wird das Handeln.

Ursachen, die zu Verstößen gegen den Arbeitsschutz auf der Baustelle führen, liegen häufig im Zeitdruck, in Unachtsamkeit, in Bequemlichkeit und in mangelndem Fachwissen. Die schwerwiegenden Unfallfolgen sind durch die großen Energiemengen auf Baustellen, die raue Arbeitsumgebung und die Vielzahl beteiligter Gewerke bedingt.

Folgende Risiken sind auf Baustellen besonders hoch:

  • Absturz von Leitern, Gerüsten oder hochgelegenen Bauteilen
  • Sturz in Baugruben
  • Verschüttung durch nachrutschendes Material in Baugruben
  • Stolpern und Ausrutschen an Hindernissen auf dem Fußboden
  • Anstoßen an Bauteile oder Gegenstände
  • Verletzungen durch umherfliegendes oder herunterfallendes Material oder Werkzeug
  • Verletzungen durch unsachgemäße Bedienung von Maschinen und Werkzeugen
  • Brandentstehung nach Schweiß- und Feuerarbeiten
  • Gesundheitsschäden durch Kontakt mit Gefahrstoffen
  • Elektrischer Schlag an schadhaften Isolierungen

Wie ist der Arbeitsschutz auf Baustellen geregelt?

Regeln und Vorschriften

Die Grundlage für den Gesundheits- und Arbeitsschutz in Deutschland ist das Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG). Daraus leiten sich eine Reihe von Verordnungen ab. Für den Arbeitsschutz auf Baustellen sind vor allem folgende Rechtsverordnungen von Bedeutung:

  • die Baustellenverordnung (BaustellV)
  • die Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV)
  • die Betriebssicherheitsverordnung (BetrSichV)
  • die Lastenhandhabungsverordnung (LasthandhabV)
  • die Lärm- und Vibrations-Arbeitsschutzverordnung (LärmVibrationsArbSchV)
  • die PSA-Benutzungsverordnung (PSA-BV)
  • die Gefahrstoffverordnung (GefStoffV)
  • die Verordnung zur arbeitsmedizinischen Vorsorge (ArbMedVV)

Dort wird regelmäßig auf den Stand der Technik verwiesen, auf dem alle Maßnahmen aufbauen. Der Ausschuss für Sicherheit und Gesundheitsschutz auf Baustellen (ASGB) bei den Berufsgenossenschaften prüft den Stand der Technik und lässt ihn in die Regeln zum Arbeitsschutz auf Baustellen (RAB) einfließen. Daneben gelten die Unfallverhütungsvorschriften der Bauberufsgenossenschaft.

Inhalt der Regelungen und Vorschriften

Die Regelungen legen zunächst fest, wer die Verantwortung für die Arbeitssicherheit auf der Baustelle wahrnehmen muss. Außerdem sind die Anforderungen an die Beschaffenheit der Arbeitsmittel und die erforderliche Befähigung der Arbeitskräfte geregelt. Da die Arbeitsbedingungen Einfluss auf den Arbeitsschutz auf einer Baustelle haben, werden auch sie in den Vorschriften berücksichtigt. Das betrifft zum Beispiel Belastungen, denen Arbeitskräfte ausgesetzt sind, und die Organisation der Zusammenarbeit aller Beteiligten.

Da die Anforderungen sehr umfangreich sind, sollten sich Verantwortliche für die Arbeitssicherheit auf Baustellen eine Checkliste mit den einzelnen Vorgaben zusammenstellen.

Was ist bei Hochbaustellen zu beachten?

Auf Hochbaustellen entstehen Gebäude, die überwiegend oberhalb des Geländes liegen. Dazu zählen zum Beispiel Wohn- und Geschäftshäuser, Türme, Kaufhäuser und Veranstaltungsstätten. Mit den Mauern steigen auch die Flächen in die Höhe, auf denen die Beschäftigten arbeiten. Bei hochgelegenen Arbeitsplätzen sind Absturzsicherungen oder ordnungsgemäß aufgebaute Gerüste erforderlich. Gerüste werden von Fachfirmen errichtet und nach den geltenden Regeln abgenommen. Auf Leitern sollte möglichst verzichtet werden. Die bessere Wahl sind Hubbühnen.

Aber nicht nur die Arbeitskräfte, auch die Baumaterialien und die Werkzeuge müssen an den hochgelegenen Arbeitsplatz gelangen. Um dort unbeschadet anzukommen und zu bleiben, ist eine gewissenhafte Sicherung der Lasten erforderlich. Das schützt auch die Menschen, die etwas weiter unten arbeiten davor, von herabfallenden Gegenständen, verletzt zu werden.

Der Gefahr, sich zu stoßen oder von etwas getroffen zu werden, begegnen Sie am besten mit einem Schutzhelm. Zur persönlichen Schutzausrüstung auf Hochbaustellen gehört auch das passende Schuhwerk, das die Füße vor dem Aufprall von Gegenständen und dem Eintreten von Spänen oder Nägeln schützt.

Welche Besonderheiten gelten für den Tiefbau?

Der Tiefbau kümmert sich um Bauarbeiten, die unterhalb der Erdoberfläche oder auf der Erdoberfläche stattfinden. Das Fachgebiet umfasst zum Beispiel den Kanalbau, den Grundbau, den Tunnelbau und den Wasserbau. Aber auch der Bau von Straßen, Tunneln, Brücken und Eisenbahnlinien gehört dazu. Gefahren gehen vor allem von rückwärtsfahrenden Baufahrzeugen und von Baufahrzeugen, die zu dicht an der Böschung von Gruben und Gräben stehen, aus.

Ein weiterer Gefahrenschwerpunkt sind nachrutschende Erdmassen, die Menschen in Baugruben und Gräben verschütten können. Dagegen müssen die Grubenwände ausreichend gesichert werden. Die dafür verwendete Technik zum Abstützen wird als Verbau bezeichnet. Unzureichende Baugrubensicherung ist eine Hauptursache für schwerwiegende und tödliche Arbeitsunfälle im Tiefbau.

Im Erdboden sind häufig Kabel für die Versorgung mit elektrischem Strom, Telekommunikationskabel und Rohrleitungen für Gas, Wasser und Abwasser verlegt. Die Beschädigung dieser Leitungen beim Aushub von Baugruben und Gräben führt ebenfalls häufig zu Unfällen. Austretendes Abwasser birgt zusätzliche Gesundheitsgefahren durch Infektionen. Vor dem Beginn von Tiefbauarbeiten sind deshalb die aktuellen Pläne der jeweiligen Versorgungunternehmen zu beschaffen und zu berücksichtigen.

Welche Besonderheiten gelten für den Arbeitsschutz im Straßen- und Gleisbau?

Zu den Unfallrisiken, die der Tiefbau birgt, kommen beim Straßen- und Gleisbau häufig die Gefahren durch den fließenden Verkehr hinzu. Im Straßenbau sind deshalb Sicherheitsabstände zu für den Verkehr freigegebenen Fahrspuren einzuhalten. Beim Gleisbau werden Sicherheitsfachkräfte eingesetzt, die beim Herannahen eines Zuges ein lautes akustisches Signal auslösen.

Wer ist für den Arbeitsschutz auf Baustellen verantwortlich?

Pflichten des Bauherrn

Der Bauherr hat die Aufgabe, die Arbeitssicherheit auf der Baustelle zu gewährleisten. Arbeitssicherheit ist der Zustand, bei dem alle zutreffenden Regeln eingehalten werden und ein sicheres Arbeiten möglich ist. Arbeiten mehrere Gewerke gleichzeitig auf einer Baustelle, muss ein Sicherheits- und Gesundheitskoordinator (SiGeKo) eingesetzt werden. Er hat die Aufgabe, den Arbeits- und Gesundheitsschutz auf der Baustelle zu planen, die erforderlichen Maßnahmen zu koordinieren und zu überwachen.

Der Bauherr kann die Aufgaben des SiGeKo selbst übernehmen, sofern er die erforderliche Fachkenntnis hat. In den meisten Fällen wird er jedoch einen Sicherheits- und Gesundheitskoordinator beauftragen. Er bleibt jedoch auch dann dafür verantwortlich, dass die Aufgaben ordnungsgemäß erfüllt werden.

Pflichten der Arbeitgeber

Der Arbeitgeber ist dafür verantwortlich, die Hinweise des SiGeKo umzusetzen und seine Mitarbeiter in verständlicher Form über die Sicherheitsmaßnahmen zu informieren. Außerdem ist er für die Instandhaltung seiner Arbeitsmittel, die Bereitstellung persönlicher Schutzausrüstungen seiner Mitarbeiter und die Zusammenarbeit mit den anderen Unternehmern zuständig. Um seiner Verantwortung nachkommen zu können, muss der Arbeitgeber eine Gefährdungsbeurteilung für sämtliche Tätigkeiten und Arbeitsbereiche erstellen. Sie bildet die Grundlage für die Maßnahmen, die die Arbeitssicherheit auf der Baustelle gewährleisten.

Pflichten der Beschäftigten

Die Beschäftigten sind für die Einhaltung der Arbeitsschutzbestimmungen bei ihrer Tätigkeit verantwortlich. Dazu zählen das Benutzen der erforderlichen Schutzausrüstung, die Kontrolle der Arbeitsmittel auf Beschädigungen vor Beginn der Arbeit, die bestimmungsgemäße Nutzung der Arbeitsmittel sowie die Beachtung von Aufenthalts- und Rauchverboten.

Wer kontrolliert den Arbeitsschutz auf Baustellen?

Arbeitsschutzkontrollen in Unternehmen werden durch das Gewerbeaufsichtsamt vorgenommen. Die Mitarbeiter dürfen unangemeldet auf die Baustelle kommen und die Kontrollen durchführen. In der Regel wird die Arbeitssicherheit auf Baustellen anhand einer Checkliste überprüft. Dabei nutzen die Mitarbeiter der Gewerbeaufsicht die erforderlichen Dokumente zum Arbeitsschutz. Sie prüfen, ob diese vollständig sind und die darin getroffenen Regelungen umgesetzt werden.

Was muss dokumentiert werden?

Folgende Dokumente für den Arbeitsschutz auf Baustellen müssen vorhanden sein:

  • Plan für den Arbeits- und Gesundheitsschutz des SiGeKo's
  • Gefährdungsbeurteilungen
  • Nachweis der Unterweisung der Beschäftigten
  • Ergebnisse der wiederkehrenden Prüfungen von Arbeitsmitteln
  • Betriebsanweisungen für gefährliche Arbeiten
  • Nachweis über die Durchführung vorgeschriebener arbeitsmedizinischer Betreuung
  • Nachweis über die Bestellung von Ersthelfern und Sicherheitsbeauftragten

Fehlen erforderliche Dokumente, nimmt das Gewerbeaufsichtsamt an, dass an dieser Stelle ein Verstoß gegen die Arbeitsschutzbestimmungen vorliegt.

Welche Folgen können bei Verstößen gegen die Arbeitsschutzverordnungen auf Baustellen eintreten?

Vernachlässigt ein Arbeitgeber seine Pflichten im Arbeitsschutz, stellt ihm die zuständige Behörde eine Frist, in der er die festgestellten Mängel beseitigen muss. Versäumt er das, kann die Nutzung unsicherer Arbeitsmittel bzw. die Arbeit selbst verboten werden. Außerdem können Bußgelder von bis zu 25.000 Euro verhängt werden. Wenn Arbeitnehmer wegen eines Verstoßes gesundheitliche Schäden davontragen, droht dem Arbeitgeber eine Freiheitsstrafe.

Mitarbeiter müssen bei Verstößen gegen die geltenden Arbeitsschutzregeln mit einer fristlosen Kündigung rechnen.

Gerade Baustellen bergen einige Gefahrenquellen und es ist essenziell die Arbeitssicherheit zu gewährleisten. Die digitale Dokumentation auf der Baustelle unterstützt Verantwortliche dabei, dass alle Maßnahmen zur Arbeitssicherheit ergriffen und rechtssicher festgehalten werden.

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[1] https://publikationen.dguv.de/widgets/pdf/download/article/3893

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